Über diesen Blogpost bin ich so begeistert, wie bisher über keinen anderen. Aber erst schreib ich, was der toolbot beta ist und darunter könnt ihr mehr zu meinem kleinen Freudenfeuer lesen, ok?
Wird Werkzeug leihen einfacher durch den toolbot beta?
Der toolbot beta ist ein Automat, bei dem man sich Werkzeug gegen eine Leihgebühr leihen kann. Ich würde es ja fast eher als Miete sehen, allerdings eine sehr günstige Miete. 1 Euro die Stunde kosten die Werkzeuge zur Zeit. Wieso so günstig? Weil das Unternehmen noch in der Betaphase (Testphase) ist und die Kunden erstmal kennenlernen will. So schreiben sie auf der Seite: "Wir wollen erst noch herausfinden, wie komplex oder übersichtlich es sein darf. So könnten wir in Zukunft die Preise von der Tageszeit, dem Wochentag, der Werkzeugart und sogar der Nachfrage abhängig machen.”
Für alle Leute, die jetzt auch schon Apps wie Uber, Share Now (Früher Drive Now) und E-Scooter verwenden, wird Werkzeug mieten durch Toolbots auf jeden Fall einfacher.
Und wie funktioniert der toolbot beta?
Erst muss man sich online registrieren und dann kann man ein Werkzeug reservieren. Einfach von zuhause wenn mein sein Projekt plant, oder auch wenn man schon vor dem toolbot beta steht. Zur Registrierung braucht man allerdings eine Kreditkarte. Auf der Webseite findet man alle derzeit erhältlichen neun Werkzeuge von der Stichsäge bis zur Bohrmaschine mit ausführlicher Beschreibung sowie Erklärvideos zur Verwendung. Alle Werkzeuge im Verleih sind von Hilti und Bosch in schicken Werkzeugkoffern verpackt. Und in diesen Koffern, zieht man sie auch aus dem Automat.
Und seit wann gibt es toolbot beta?
Das Unternehmen thingk.systems aus Cottbus steckt hinter den Toolbots. Dafür haben sie die toolbot UG gegründet. Zusammen mit den Partnern toom, einem Baumarkt, und den Werkzeugmarken Hilti und Bosch haben sie die Toolbots in Berlin in die Testphase geschickt.
Wie groß ist toolbot beta?
Der Toolbot ist noch in der Testphase ist, gibt es derzeit nur drei davon, alle in Berliner Spätis. (Für alle nicht Berliner: Spätis sind kleine Berliner Kioske, die meist 24 Stunden geöffnet sind.) Sie eignen sich besonders für die Toolbots, damit diese zu jeder Tageszeit gemietet, geholt, zurückgebracht und irgendwie auch bewacht werden können, damit keiner die Automaten beschädigt oder zerstört. Toolbot ist also noch sehr klein und in den AGBs wird darauf hingewiesen, dass das Unternehmen das Angebot noch nicht garantiert dauerhaft zur Verfügung stellen kann. Wenn die Toolbots nicht funktionieren oder keiner sie verwendet, werden sie wieder verschwinden.
Und wieso nicht Werkzeug bei Obi, Bauhaus, Horbach und co mieten?
Als ich meinem Vater von dem Toolbot erzählte, meinte er nur: “Ja und? Das und viel mehr kann man doch in allen Baumärkten mieten.” Also versuchte ich das mal zu vergleichen. Hier eine kleine Vor- und Nachteil-Liste aus meiner Sicht:
Vorteile des Toolbots gegenüber dem Baumarkt:
Jederzeit erhältlich
Minutengenaue Abrechnung
Keine Kaution zu hinterlegen
Kein kompliziertes Anfrageformular ausfüllen
Keinen Papierkram bei der Abholung
Gute Erklärvideos
Bei kurzer Verwendung günstiger
Kein in Schlange stehen, weil vor einem noch fünf andere ein Gerät ausleihen (wie beispielsweise einen Rüttler, dessen Handhabung erst gefühlte drei Stunden erklärt werden muss)
Nachteile des Toolbots gegenüber dem Baumarkt:
Derzeit nur in Berlin an drei Standorten (Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg)
Nur neun Geräte momentan
Nur mit Registrierung und Kreditkarte erhältlich
Bei langfristiger Verwendung teurer
Auf der Seite von toolbot beta findet man weiter Argumente gegenüber einem Neukauf:
Werkzeug Leihen per toolbot beta gibts zwar derzeit nur in Berlin und trotzdem ist ein Grund für ein Freudenfeuer für mich
Ich finde es einfach super, dass Werkzeuge, die man vielleicht nicht oft, aber auch manchmal spontan am Wochenende oder nach Ladenschluss braucht, unkompliziert zugänglich gemacht werden. Wie z.B. eine Bohrmaschine, um ein Bild aufzuhängen am Samstagabend. Und, dass dafür Spätis genutzt werden, bei denen man sogar auch oft Post abgeben oder holen kann. Sie werden zu kleinen Versorgungszentren in Nachbarschaften, wo man Sachen gemeinsam, gegen eine Leihgebühr nutzt. Das komplexe System der App, die Zahlungsdienstleistungen und Investment für die Technik kommen trotzdem von den großen Baumärkten und die Produkte sind Profi-Produkte, die auf maximale Nutzungsdauer ausgelegt sind.
Es erinnert mich etwas an einen Besuch in einer Favela vor ein paar Jahren in Rio. Da die Häuser in den Favelas keine Adressen haben, können sie keine direkte Post erhalten. Dafür gibt es an bestimmten Ecken kleine Läden, die viele Funktionen übernommen haben. So nehmen sie z.B. auch die Post an und verleihen sogar Handys und viele verschiedene andere Sachen, die die Menschen sich nicht leisten können oder wofür sie keinen Platz haben. Dort kann man auch noch anschreiben lassen. Bei meinem Späti in Berlin um die Ecke, durfte ich während des Marathon Trainings, wenn ich kurz vor dem Verdursten war, bei Ali in Moabit alkoholfreies Bier anschreiben lassen. Das habe ich dann auf der Bierbank in der Dämmerung davor getrunken, während meine Nachbarn dort noch ein Eis oder Bier holten und mich nett grüßten. Gerne würde ich auch bald bei Ali bei mir um die Ecke eine Bohrmaschine holen, um endlich einen richtigen Medaillenhalter anzubringen.
Kurz nachdem ich diesen Artikel geschrieben habe, hatte ich Toolbot beta angeschrieben, irgendwie wollte ich noch mehr wissen. Wer so etwas baut, musste was zu erzählen haben. Und schwupps, noch am gleichen Abend telefonierte ich mit Jan. Genau 24 Stunden nachdem mir Christiane davon erzählt hatte. Wer wissen will woher die Idee des Toolbots kam und was für ein Kerl dahinter steckt: hier geht´s zum Interview mit Jan.
Quellen:
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