Neun von zwölf Monaten in meinem Projekt sind um und ich fühle mich, als müsste ich nochmal ein kleines Resume ziehen, um euch upzudaten, aber auch um mir nochmal vor Augen zu halten, was eigentlich in den letzten Monaten passiert ist.
Rückblick
Ich habe nun 274 Tage nichts mehr in einem Online-Shop bestellt oder im Laden gekauft was neu ist. Auf dem Blog habe ich mittlerweile 126 Artikel veröffentlich; 24 Interviews und mindestens 40 Firmenprofile, 17 Wochenberichte und ich fühle mich irgendwie erschlagen. Erschlagen von dem Gefühl, dass ich immer noch an der Oberfläche zu kratzen scheine. Die Liste von Themen wird immer länger, täglich launchen neue Konzepte und andere schließen wieder. Mittlerweile muss ich in alte Artikel gehen und diese updaten. Da den Überblick zu behalten, ist schwer. Und auch neue Themen zu priorisieren, scheint nicht leicht. Derzeit arbeite ich viel in meinen Projekten als Beraterin und sitze dann Abends vor meiner Liste mit Artikeln, die ich gerne noch schreiben möchte. Mir ist es nicht gelungen, noch einen Co-Autor zu finden, weil mir für die Suche auch die Zeit fehlt.
Weiter ist mir aufgefallen, dass ich die letzten Wochen gar nicht mehr so gut drauf war wie sonst. Erst dachte ich, es ist der Berg an Arbeit der mich bedrückt, aber dann kam mir in den Sinn, dass mir auch tatsächlich das Shoppen fehlen könnte. In dem ersten Halbjahr, wahrscheinlich auch wegen Corona, fiel es mir sehr leicht, nicht in Läden zu gehen, aber jetzt, nach neun Monaten, merke ich, mir fehlt etwas und das drückt erheblich die Laune.
Habe ich Entzugserscheinungen?
Für mich war es wie für viele andere auch, fast ein Hobby shoppen zu gehen und seit neun Monaten durfte ich es nicht mehr tun. Ich habe mich dann selbst gefragt: Ist Secondhand kaufen nicht ein Ersatz? Mir ist aber klar geworden, dass es das nicht ganz ist. Mir fehlt es im Sale schöne Schnäppchen zu machen, mich für Events neu einzukleiden und durch die schönen Läden zu gehen, auf der Suche nach Dingen, die mir Freude bereiten.
Mir fehlen also vor allem die Spontaneinkäufe!
Jetzt sieht es so aus, dass ich auf einer Hochzeit und einer Taufe war, in Kleidern, die schon Jahre alt sind. Keiner außer mir hat das gewusst und doch fühlte ich meinen Look nicht so ganz an den Tagen. Ich hatte so schöne Kleider in Schaufenstern gesehen, dass ich tatsächlich an die dachte während der Kirche, als ich die anderen Frauen sah. Und bei jedem Buch, das mich anspricht, im Bahnhof oder im kleinen Laden nebenan, muss ich immer erst ein Foto machen, um es zu Hause über momox und co zu bestellen, obwohl ich es eigentlich gerne für den Zug oder zur Unterstützung des kleinen Buchladens gekauft hätte.
Es wäre gelogen zu sagen, dass mir shoppen gar nicht fehlt. Besonders die Spontankäufe fehlen mir wirklich. Alles was ich brauche bekomme ich aber durchaus gebraucht. Und abends, wenn ich schlafen gehe, freue ich mich, wieder einen Tag keine weitere Produktion verursacht zu haben, noch einen weiteren Tag nicht im Hamsterrad gelaufen zu sein.
Einzig und allein als Fehltritt habe ich einen krummen Deal mit meinem Freund aufgeführt. Für die Hochzeit letzte Woche habe ich mir Goldohrringe von ihm geliehen (auf unbestimmte Zeit), damit ich irgendwie das Gefühl hatte, meinen Look neu definieren zu können. Wieso mein Freund mir Goldohrringe "geliehen" hat? Das könnt ihr euch jetzt selbst ausmalen, aber auch er konnte wohl meine Nase an dem Schaufenster nicht länger ertragen.
Mit den Vintage-Sachen die ich mir gekauft habe, komme ich nicht so gut klar. Am besten gefallen mir die Secondhand Sachen, die ich aus kleinen kuratierten Kommissionsläden gekauft habe. Die, die nur 2-3 Jahre alt sind. Ich reagier ganz allergisch auf den Geruch der Kleider die aus den Kleidercontainern kommen. Gut ist aber, dass ich ein paar Läden gefunden habe, wo ich richtig gern hingehe. Auch der Epilierer, den ich neulich in der NochMALL gekauft habe, hat leider nicht ganz gehalten was er versprochen hat. Er funktioniert einwandfrei, aber ist leider nicht so gut wie mein alter, der kaputt ging.
Will ich aufhören?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich überlege, ob ich noch ein Jahr dran hänge. Aber das habe ich noch nicht entschieden. Vielleicht werde ich meine Regeln etwas ändern oder anpassen. Vielleicht die ein oder andere Produktkategorie wie Schmuck rauslassen, denn sind Goldohrringe wirklich das Konsumproblem? Entscheiden werde ich mich aber erst, wenn ich weiß, wie weit ich mit meinen Plänen bis Ende des Jahres gekommen bin.
Was werden die nächsten 92 Tage bringen?
Im letzten Bericht 'Halbzeit' hatte ich euch einige Projekte vorgestellt, zu denen ich heute ein Update geben möchte. Here we Go:
Das Erklär-Video
Das Erklär-Video hat eine ganz neue Wende genommen. Ich hatte es nicht geschafft ein Skript zu schreiben, was meinen Ansprüchen gerecht wurde. Erst, als ich mit meiner Schwester mal wieder daran saß, ist mir aufgefallen, dass es einfach zu langweilig ist ein Erklär-Video zu machen. Also habe ich entschieden etwas Geld in die Hand zu nehmen und es richtig unique und unterhaltsam zu machen. Die Story steht und der Motion-Grafiker sitzt dran. Nur das mit den Stimmen und dem Ton steht noch aus. Falls ihr da helfen wollt oder jemanden kennt, meldet euch bei mir. Ich brauche jemanden, der die Stimmen abstimmt und mit der Tonspule dafür Sounds macht.
Die Second Hand Map
Die Idee der Secondhand-Map ist nicht tot, aber ich habe entschieden, nicht Berlin als erste Stadt ins Visier zu nehmen. Welche andere Stadt das sein wird, werdet ihr bald in einem der Wochenberichte erfahren.
Der Box-Test
Man Oh Man. Ich habe immer noch einige Kisten bei mir stehen voll mit Sachen die keiner möchte, deswegen hatte ich zwischenzeitlich den Pause-Knopf gedrückt. Im Sommer hatte ich sogar ein Termin-Tool, um die Abholtermine hier in Berlin zu koordinieren. Aus meinem Co-Work-Space bekam ich vier Boxen. Von den vier Boxen wurde mein Angebot für zwei Boxen abgelehnt. Einer davon hat mein Angebot als 'sehr unverschämt und lächerlich bezeichnet', was ich sehr persönlich genommen habe und damit musste ich erstmal klar kommen. Er hatte in der Box technische Geräte, die wegen ihres Alters einfach ncihts mehr wert waren. Das sah er aber anders. Mein Projekt dreht sich darum, Kunden den wahren Marktwert ihrer Dinge vor Augen zu führen und natürlich hatte ich mit Kunden gerechnet, , die dank des 'Endowment-Effektes' eine völlig falsche Sicht darauf haben. Aber dass mich das persönlich berühren würde, wenn jemand so reagiert, damit hatte ich nicht gerechnet. Und als ich die Box zurückbrachte, war das schon ein komisches Gefühl.
Aber ich bin wieder startklar, falls ihr mir noch Boxen schicken wollt, her damit.
Das Geheimprojekt
Aus dem Geheimprojekt sind mittlerweile schon zwei geworden. Das eine halte ich immer noch geheim, das andere kann ich euch schon mal anteasern: Es wird ein langer Text zu dem man kein elektronisches Gerät zum Lesen braucht:)
Wie auch in den letzten Monaten, bin ich immer offen für Anregungen und Feedback. Lasst mich wissen was ich besser machen kann und was euch gefällt und ob ich weitermachen soll.
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