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Doris Schoger

Simone & Irina haben DEN Secondhand Guide in der Metropolregion Nürnberg geschaffen

Aktualisiert: 20. Aug. 2021

Letztes Jahr hatte ich die Idee eine Art Secondhand Map zu erstellen. Fast zeitgleich lernte ich Brini vom La Cola Secondhand Store in Nürnberg kennen. Sie inspirierte mich, die erste Map für die Region zu machen, in der ich selbst aufgewachsen bin und studiert habe: Nürnberg, Fürth & Erlangen.

Brini erzählte mir, dass es schon den Secondhand Guide gibt und so kam ich zum Interview mit Simone Alberti und Irina Seidner, den Initiatorinnen des Heftes. Die beiden haben ihren Guide 2013 für die Metropolregion Nürnberg ins Leben gerufen. Was der Secondhand Guide genau ist und wie sie dazu gekommen sind, erzählen sie hier selbst:

Simone Alberti, geb. 1969, Sozialpädagogin, ist Initiatorin und Mitbegründerin des karitativen Secondhand-Ladens RAUSCHGOLD, einem Projekt von Hängematte e.V.; gegründet 2006.

Irina Seidner, geb. 1986, Pädagogik und Ökonomie, ist Initiatorin und Leiterin des VINTY’S Laden in Nürnberg, eine Initiative der aktion hoffnung seit 2011.



Wie habt ihr das Thema Secondhand für euch entdeckt?


Simone: Ich war 1992 während meines Studiums ein Jahr in Kalifornien und total begeistert davon, wie viele Charity Shops es dort gibt. Ich war überrascht, wie salonfähig Secondhand damals dort schon war, weil dort Jede/r, nicht nur Bedürftige einkaufte. Zudem gab es super schöne Sachen zu sehr günstigen Preisen.

Nach meinem Studium habe ich 14 Jahre in einer Notschlafstelle für obdachlose, suchtkranke Erwachsene gearbeitet. In all diesen Jahren hatte ich den Wunsch einen Charity Shop für unsere Einrichtung aufzubauen, da wir immer sehr eng mit den öffentlichen Geldern haushalten mussten. Schließlich habe ich dann eine Anfrage für das Projekt gestellt, die bewilligt wurde. So habe ich mit unserem Team den kleinen, aber feinen Secondhand Laden RAUSCHGOLD gestartet, in dem ich bis heute nebenbei ehrenamtlich arbeite.


Irina: Auch ich machte während meines Studiums einen Auslandsaufenthalt, und zwar in London. Dort habe ich, ähnlich wie Simone, das erste Mal gesehen, wie man professionell Secondhand betreiben kann. In meinem Studium der Pädagogik und der Wirtschaft, hatte ich schon immer in dieser Kombination die Zukunft gesehen, also das Wirtschaftliche und Soziale zu verbinden. Außerdem war und bin ich, wie Simone ein Herzblut-Secondhandler. In London habe ich verstanden, dass man wirklich seine Liebe zum Beruf machen kann und, dass das eine, das andere nicht ausschließt. Zurück in Nürnberg habe ich den mittlerweile verstorbenen Geschäftsführer der aktion hoffnung kennengelernt. Die aktion hoffnung ist eine gemeinnützige kirchliche Organisation, die mit den Verkaufserlösen von Secondhand Kleidung weltweit Hilfsprojekte unterstützt. Damals hatte ich das Gefühl, dass in Nürnberg, Fürth und Erlangen ein ansprechender Secondhand Laden mit breitem Angebot für die ganze FAMILIE fehlt. Daraufhin habe ich einen Businessplan geschrieben, worauf wir 2011 das VINTY’S in Nürnberg eröffnen konnten. Dort arbeite ich bis heute als Bereichsleitung für alle VINTY’S-Läden in Augsburg, Ettringen und Nürnberg.


Wie seid ihr auf die Idee mit dem Secondhand Guide gekommen?


Simone: Seit ich mit dem Secondhand Laden RAUSCHGOLD gestartet bin, hatte ich immer die Idee einen Secondhand Führer zu machen, um die Menschen zu informieren, wo es überall Secondhand gibt. Ich wollte alle Secondhand-Läden, die karitativen und die kommerziellen, sowie alle Kategorien, von Kleidung für alle über Möbel bis zu Technik zusammentragen. Diese Idee war in mir verankert, aber ich fand nie die Zeit, zwischen meinem Beruf als Sozialpädagogin und der ehrenamtlichen Tätigkeit im Rauschgold, sie umzusetzen.

2012 nahm ich an einem Meeting der Stadt Nürnberg teil, bei dem mehrere Vertreter von karitativen Läden anwesend waren. Der Organisator der Stadt sagte in dem Zusammenhang, es würde sich lohnen, alle Secondhand Läden in einem Heft zusammenzutragen. Da habe ich dann spontan zugesagt, es umzusetzen. Ich wusste aber, dass die Recherche viel Arbeit sein würde und habe Irina gefragt, ob sie mitmacht. Wir kannten uns von früher aus dem Rauschgold; sie hatte gerade das VINTY’S eröffnet. Irina hat sofort zugesagt. Und 2013 haben wir den ersten Secondhand Guide in den Händen gehalten. (Die aktuellste Version gibt es hier im Download)


Simone Alberti und Irina Seidner – Initiatorinnen des SecondhandGuides

Wie seid ihr an die Sache herangegangen und wie hat sich seither der Guide entwickelt?


Simone: Wir haben uns viele Gedanken gemacht, denn eins war klar: wir wollten mehr als nur eine Auflistung. Wir wollten ein Tool entwickeln, das Jede/r für eine Secondhand-Shoppingtour nutzen kann. Der Guide sollte auf jeden Fall in eine Handtasche passen, es sollten die Haltestellen vermerkt sein, er sollte eine Kurzbeschreibung für jeden Laden beinhalten usw. Dann haben wir uns entschieden, das Konzept auszuweiten und haben auch Upcycling Stores, Termine für Repair-Cafés, Flohmärkte und Kleidertauschveranstaltungen sowie Standorte für Büchertauschregale aufgenommen. So ist unser Guide zu einem richtigen kleinen Büchlein im praktischen A6-Format geworden. Voller Informationen über Secondhand und ReUSE.

Irina: Wir wollten auch, dass der Guide kostenlos für Jede*n erhältlich ist, deswegen haben wir ihn in vielen Nachtschichten ehrenamtlich erstellt. Die Läden haben sich an den Unkosten für Design und Druck beteiligt und die Nürnberger Agenda 21 hat uns ebenfalls finanziell unterstützt. Insgesamt gab es bislang 5 Ausgaben, jeweils mit einer Auflage von 20.000 Stück.


Wie haben die Leute den Guide angenommen?


Simone: Super! Der Guide liegt auch in Touristeninformationen und Cafés aus und erreichte so vor allem auch Menschen, die noch nicht so viele Berührung mit Secondhand hatten. Wir haben auch erfahren, dass Leute sich tatsächlich zusammen tun, um mit unserem Guide “Secondhand-Touren” zu machen. So hat der Guide genau seinen Sinn und Zweck erfüllt.

Irina: Das Gute war auch, dass Simone und ich sehr unterschiedliche Zielgruppen im Kopf hatten, als wir den Guide erstellten. Deswegen ist es uns gelungen etwas zu schaffen, dass zu mehr Leuten passt, als wenn wir es alleine gemacht hätten. Wir haben einen guten gemeinsamen Nenner gefunden und damit so viele Menschen wie möglich erreicht. Darauf sind wir stolz.


Ihr habt also euer Ziel erreicht?


Simone: Ja. Mein Ziel war es die breite Masse zu erreichen und Neugier für Secondhand zu wecken. Ich habe bemerkt, dass Kund*innen, die früher nur Spenden gebracht haben, jetzt auch selbst bei uns einkaufen. Das ist ein Erfolg, denn es zeigt, dass das Image von Secondhand sich gewandelt hat. Und wir haben die vielen verschiedenenen Secondhand-Läden in der Region sichtbarer gemacht.


Wow das ist eine tolle Erfolgsgeschichte. Wie geht es bei euch in Zukunft weiter? Das ist schon eine Menge Arbeit oder?


Irina: 2019/2020 haben wir vorerst die letzte Print-Version des Guides gemacht. Durch die Corona-Pandemie ist es schwer, Termine und Flohmärkte zu erfassen und auch die Öffnungszeiten stimmen aktuell nicht mehr. Daher konzentrieren wir uns momentan auf die Online Version unserer Webseite.


Dieses Interview habe ich am 14. Oktober mit Irina und Simone geführt. Danach habe ich lange über die Idee der Secondhand Map nachgedacht. Was konnte ich aus ihren Erfahrungen lernen? Braucht man wirklich noch eine Printversion? Sind die Secondhand Läden in Nürnberg, Fürth, Erlangen schon bekannt genug? Würde meine Map wirklich einen Mehrwert bringen?

Nicht viel später habe ich die beiden gefragt, ob wir die die Map nicht einfach zu viert (mit Brini von La Cola) erarbeiten möchten, eine abgespeckte Version ihres Guides, der die Secondhand-Läden auf einer faltbaren Map zeigt, was den Secondhand-Tour-Charakter unterstreicht.

Die beiden haben ja gesagt und so veröffentliche ich dieses Interview erst heute, mehr als 5 Monate später. Aber wieso?

Ich wollte es erst an dem Tag veröffentlichen, an dem die Rebound Stuff Secondhand Map in Kooperation mit Simone und Irina gedruckt ist. Und der Tag ist endlich gekommen, heute liegen 10.000 Rebound Stuff Secondhand Maps im Nürnberger VINTY’S in der Fürther Straße 74 (direkt an der U-Bahnhaltestelle Bärenschanze), im RAUSCHGOLD im Stadtteil Rennweg (U2 Rennweg) und bei Brini in den LaCola Shops für euch bereit und ihr könnt euch dort gerne eine abholen …… naja, sobald die Läden wieder öffnen dürfen. Es kann sich also nur um Wochen handeln.


Wer sie früher kennenlernen will, kann sie sich hier herunterladen oder BESSER hier ganz altmodisch im Rebound Stuff Shop als Print-Version kaufen. Damit unterstützt ihr sozusagen die nächste Map. Denn die Rebound Stuff Secondhand Maps soll es noch in mehreren Städten geben und die nächste Stadt steht schon in den Startlöchern!



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