top of page
Suche
Doris Schoger

Afound.com von H&M launcht heute! Ein schickes neues Online-Outlet mit fragwürdiger Kommunikation

Aktualisiert: 28. Okt. 2020

Vor wenigen Tagen entdeckte ich in Holland afound.com. Den Marktplatz der H&M Gruppe gab es nur dort und in Schweden, woher er ursprünglich stammt. Ich klickte mich ein paar Minuten durch die Seite und dachte noch: Oh Shit, noch mehr vermeintliche Schnäppchen.


Abends, in meinem ersten Instagram Live Video, meinte ich noch, die kommen bestimmt bald nach Deutschland. Genau einen Tag später schickte mir dann eine Followerin einen Link zum Glamour Artikel: Afound.com launcht heute in Deutschland und Österreich.



Aber was ist Afound?


Afound ist ein Marktplatz für ‘günstige Deals’: Ware aus den letzten Saisons, die nicht verkauft wurde und normalerweise bei den Marken als toter Lagerbestand wartet, bis sie schlussendlich in Outlet Dörfer gebracht wird oder anderweitig veräußert wird. Mit Afound bietet die H&M Group ihrem eigenen ‘Overstock’ (Überbestand, nicht verkaufte Saisonware inkl. Sale-Phase) der Marken H&M, COS, Weekday, & Other Stories, Arket etc. eine neue Online-Verkaufsplattform. Andere Marken und Unternehmen können ihre Artikel als Partner gegen eine fixe Kommissionsgebühr ebenso einstellen. Auf der Plattform kann man Ware aus vergangenen Saisons von über 300 Marken shoppen.


Ein Online Outlet-Village sozusagen.




Trotzdem irgendwie eine fragwürdige Kommunikation!


Was mich wundert, ist die Kommunikation von Afound. Diese ist sehr auf Nachhaltigkeit getrimmt, ohne wirklich zu erklären, warum es nachhaltig ist. Mit Sätzen wie:


SAVE MORE

Afound ist ein Marktplatz für günstige Deals, der gleichzeitig neue Wege ermöglicht, nachhaltig einzukaufen.

SAVE MONEY, FASHION AND TOMORROW

Wir wollen Mode neues Leben geben und uns deswegen um das kümmern, was bereits produziert wurde. Bei Afound findest du Produkte von vorherigen und aktuellen Saisons, darunter auch secondhand und vintage. Shoppe direkt in einer breiten Auswahl an Anbietern: von globalen Modemarken bis zu lokalen Einzelhändlern. Immer zu 25–70 % Rabatt.


In Holland steht sogar:


„Einige nennen uns vielleicht Outlet, während andere uns Helden unserer Zeit nennen. Beides mag wahr sein, aber wir konzentrieren uns nur auf eines - eine Welt voller Schnäppchen für viele Menschen zu schaffen. ’

Für mich scheint es eher, als wäre Afound die Antwort der H&M Group für das kommende Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Obhutspflicht, in dem rechtlich verankert wird, dass man keine Warenbestände mehr vernichten darf.


Also ja, es ist nachhaltig, keine neuwertige Ware mehr zu vernichten und sie statt dessen zu verkaufen. Aber die Kommunikation, die sich einerseits auf Schnäppchen, ‘best shopping deals’ und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit stützt, passt für mich nicht zusammen.

Quelle: www.afound.com/de-de


Qualitative und nachhaltige Kleidung behält ihren Wert auch in der nächsten Saison und ist niemals als Overstock zu bezeichnen. Eine Marke die Überbestand produziert, plant meiner Meinung nach falsch. Sie ist damit Teil des Überproduktionsproblems und wird bei dem Versuch diesen toten Lagerbestand doch noch für kleines Geld, ‘deals’, zu verkaufen, zwangsläufig eine treibende Kraft im Preisdumping. Und genau das macht meiner Meinung nach Afound. Somit sind sie nicht Teil der nachhaltigen Lösung bewusster zu produzieren, sondern bieten nur einen Quick-Fix für Unternehmen, die auf ihrer Überproduktion sitzen bleiben. Einen Marktplatz zu bauen, der langfristig eine Lösung für ein strukturell verursachtes Problem bietet, kann per se nicht nachhaltig sein.


Was kann die Plattform noch?


Wieso schreibe ich über eine Plattform die Neuware anbietet? Weil sie eben auch ein Marktplatz für Second Hand und Vintage-Artikel ist. Partner-Shops aus diesen Segmenten können auch über die Plattform verkaufen. Theoretisch könnte sich jeder kleine Berliner Second Hand Shop, ein Verkäuferprofil auf der Plattform anlegen und so viel mehr Kunden erreichen. Potentiell kann die H&M Gruppe in der Second Hand Kategorie aber auch Retourenware anbieten, die nicht mehr als neuwertig zu verkaufen ist.


Seit wann gibt es die Plattform?


Seit Juli 2018 ist Afound in Schweden als Schnäppchenparadies bekannt. Dort gibt es auch offline Stores, genauso wie seit 2019 in Holland. Ob es in Deutschland offline Stores geben wird, ist noch unklar. Der Onlineshop ist aber seit heute live.


Fazit


Bei Afound gibt es COS und meine anderen dänischen Lieblingsmarken (auch Interieur) für Spottpreise. Preismäßig liegen die teilweise sogar unter den Second Hand Preisen die so bei bei Kleiderkreisel üblich sind.

Nachhaltig, so wie das kommuniziert wird, empfinde ich die günstigen Preise und den Fokus auf Deals nicht. Vor allem weil auch bekannt ist, dass manche Unternehmen (nicht alle!), extra mehr und billiger Ware produzieren, um für die Outlets genug zu haben.


Afound hat aber das Potential sich zu meiner größten Challenge in diesem Jahr zu entwickeln.




Quellen:


Comments


bottom of page