Marie Kondo ist eine ‘Aufräum-Expertin’ mit internationalem Ruf. Ihre Methode hat vielen Menschen weltweit geholfen ein ordentliches zu Hause zu schaffen. Obwohl ich ihre Methode annehme, sehe ich auch ein großes Problem bei ihrer Herangehensweise. Was macht man eigentlich mit den Sachen, die einem, wie sie sagt: ‘keine Freude mehr bringen’?
Wer ist Marie Kondo?
Marie Kondo ist eine 35 jährige japanische Beraterin und Bestsellerautorin. Sie hilft Menschen ihr zu Hause aufzuräumen und zu organisieren, um dadurch mehr Freude im Leben zu haben. In den USA hat man aus ihrem Namen bereits ein Verb gemacht: to kondo, was soviel heißt, wie seinen Schrank aufzuräumen. Mit anderen Worten, Marie Kondo ist eine Aufräum-Expertin. Ihr Motto:
Tidy your space, transform your life.
Zu deutsch: Ein aufgeräumtes zu Hause, ein verändertes Leben.
Was verkörpert Marie Kondo?
Marie Kondos Methode hat weltweit Erfolg. Nicht nur wegen ihrer Wirksamkeit, sondern auch wegen der Philosophie, die sie dahinter verkörpert: der achtsame Umgang mit Dingen. Sie legt großen Wert darauf, achtsam aber auch zukunftsorientiert zu sein.
Wie kam es zu Marie Kondo globalem Erfolg?
Marie Kondo war seit ihrer Kindheit vom Organisieren begeistert und begann als 19-jährige Universitätsstudentin in Tokio mit dem Aufräumen und Beraten im Bezug auf das Aufräumen. 2011 veröffentlichte sie das Buch Jinsei ga Tokimeku Katazuke no Maho, in dem sie ihre Methoden Ordnung zu schaffen und zu erhalten, vorstellt. Das Buch verkaufte sich in Japan mehr als 1,3 Millionen Mal und wurde zum absoluten Bestseller. 2012 legte sie bereits einen Nachfolgeband vor und darauf basierend produzierte der japanische Fernsehsender NTV eine gleichnamige Fernsehserie. Seit 2013 gibt es ihre Bücher auch in Deutsch. 2019 startete die Serie “Aufräumen mit Marie Kondo” des Streaming-Anbieters Netflix, welches ihr zu globalem Erfolg verhalf.
Seit Mitte 2018 hat sie auch die Marke 'KonMari' als Lifestyle Brand ins Leben gerufen, unter der sie Produkte, Leistungen und Inhalte anbietet, um Menschen zu helfen ihr zu Hause zu ordnen.
Zudem bildet sie per Web-Seminar und Online-Kurs zertifizierte KonMari-Berater aus, um Leuten auf der ganzen Welt zu helfen, ihr zu Hause und Leben in Ordnung zu bringen.
Ihre Methode besteht aus 6 Regeln und 5 Schritten:
Regeln:
Verpflichten Sie sich zum Aufräumen.
Stellen Sie sich Ihren idealen Lebensstil vor.
Beenden Sie zuerst das Verwerfen.
Ordentlich nach Kategorie, nicht nach Ort.
Befolgen Sie die richtige Reihenfolge.
Fragen Sie sich, ob es Freude macht.
Schritte:
Man räumt eine Kategorie in kurzer Zeit perfekt auf.
Alle Dinge einer Kategorie werden zum Aufräumen auf einem Haufen gesammelt.
Dann wird entscheiden, was behalten wird, mit der einfachen Frage: Macht es mich glücklich, wenn ich diesen Gegenstand in die Hand nehme? (Does it spark joy?).
Jedem Gegenstand, den man behält, wird ein fester Platz in dem zu Hause zugewiesen.
Alle Dinge müssen übersichtlich verstaut werden. Am Besten nach Größe und Häufigkeit nach der man es verwendet.
Weiter werden die einzelnen Schritte der KonMari-Methode™ auf vier Kategorien angewendet - anders als bei anderen Methoden des Aufräumens, nicht nach Orten.
Kategorien:
Kleidung
Bücher bzw. Papiere
verschiedene Gebrauchsgegenstände und schließlich
sentimentale Gegenstände.
Immer im Zentrum ihrer Methode ist die zentrale Aufgabe: Nur das behalten, was zu dem eigenen Herzen spricht und die Gegenstände die keine Freude mehr auslösen, wegwerfen (to disgard).
WEGWERFEN?! Und genau das ist mein Problem mit der Methode der netten Japanerin. Wegwerfen ist für mich keine Option! Dinge die mich nicht mehr mit Freude erfüllen, sind nicht automatisch Müll und bringen anderen Leuten vielleicht noch Dienst und Freude.
Was ist also meine Kritik an ihrer Methode?
Prinzipiell verstehe ich was Marie Kondo einem beibringen will. Ein unruhiges, vollgestopftes zu Hause soll entschleunigt werden, in dem man durch weniger Dinge und Übersichtlichkeit und so Ruhe schafft. Sie berät insbesondere auch darin, wie man Dinge emotional loslässt, was für viele Menschen die größte Schwierigkeit ist. Unsere Wohnungen sind oft vollgestopft mit Dingen, an denen wir nur aus sentimentalen Gründen festhalten. Wenn man dies dann, dank ihr, geschafft hat, kommt leider gar keine Hilfestellung, was man jetzt mit den Sachen macht. Was tut man mit den angehorteten Dingen die auf dem 'Kann Weg Haufen' gelandet sind.
Weder auf ihrer Webseite, noch auf der Netflix Serie, noch in ihren Büchern darauf ein, was man mit den Sachen machen soll, die man “verwirft”.
Sie sagt leider nicht was man mit den Sachen machen soll, gegen die man sich entschieden hat. Bei Wikipedia steht sogar: “Marie Kondo gibt Kurse und Seminare, in denen sie Wegwerfen und Aufräumen lehrt und diese als Ausgangspunkt einer inneren Ordnung vorstellt.” Wegwerfen, da ist dieses Wort was mich an ihr so stört. In ihrer US Sendung sagte sie öfter (bzw. Ihre Übersetzerin) ‘wirf es aus deinem Leben’. Kein Ton über Recycling oder Wiederverkauf, um eine ggf. noch funktionierende Ressource zu erhalten.
Zudem hat ihre Methode den meisten Erfolg in den USA, die ja bekanntlich Weltmeister sind, wenn es darum geht Müll zu produzieren.
Was nehme ich trotzdem von ihr an?
Meine freiwillige Corona-Quarantäne eignet sich hervorragend für einen Frühjahrsputz alla Marie Kondo. Dabei werde ich aber versuchen, alles was ich nicht mehr brauche, oder was mir keine Freude mehr bereitet, einem neuen Zweck zuzuführen. Auch wenn das heißt, etwas für einen Wert (Preis) herzugeben, der mir eigentlich zu gering. Dies liegt vor allem an zwei Aspekten: dem 'Endowment Effect' und dem ideellen Wert. Beide sorgen nämlich dafür, dass wir Dinge höher bewerten die wir besitzen. Im Kontext des letzten Schrittes von Maie Kondos Methode werde ich mich, wenn es um den Punkt ‘Disguard’ geht, mit diesen Effekten vertieft auseinandersetzen.
Aber was ich an der Marie Kondo Methode trotzdem sehr sympathisch finde, ist, dass man den Gegenstände für das dankt, was sie für einen getan und bedeutet haben, bevor man sie tatsächlich weitergibt.
Quelle:
konmari.com
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