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Doris Schoger

Goodfair USA – weder Good noch Fair, oder doch?

Aktualisiert: 24. Nov. 2020


Wie ich von diesem Unternehmen erfahren habe, möchte ich lieber in der Dialogform schreiben. Als ich nämlich neulich mit einer Freundin aus Austin (Texas) über meinem Blog geredet habe, kam folgende Unterhaltung zustande.


Ich: Ich setze gerade viel Fokus auf einen Blog über Secondhand, den ich dieses Jahr begonnen habe. Da gibt es echt viel Konzepte, ich komme kaum hinterher.


Sie: Nice. Bei uns boomt Secondhand auch gerade ganz krass! Neulich habe ich wegen einem Job mit Goodfair geredet, die verkaufen Secondhand in Bundles. Habt ihr sowas auch?


Ich: Nein, oder ich kenne es noch nicht. Mit wem arbeitet denn Goodfair zusammen, also wo kriegen die ihre Sachen her?


Sie: Eigentlich müsstest du die Firma kennen, sie beziehen ihre Sachen von einem deutschen Unternehmen, SOEX oder so. Aber genau weiß ich das nicht.


(Ich: Jetzt echt? schon wieder die SOEX GmbH - unglaublich. Ich muss mir Goodfair mal genauer ansehen.)


Wie funktioniert also Goodfair?



Also das Ganze funktioniert so: man kann zwischen verschiedenen 'Bundels' wählen. Ein 'Bundle' einhält ein festes Set an Kleidungsstücken. Zum Beispiel: 3 Print-Shirts, 3 einfarbige T-Shirts, 2 karierte Hemden und ein Hoodie. Daneben sieht man dann ein Beispiel – aber NICHT die wirklichen Styles. Zudem kann man sich Beispielvideos von anderen Kunden anschauen.


Das Unternehmen schreibt: Wir versenden alle unsere Kleidungsstücke in verschiedenen 'Bundels', die je nach Größe und Geschmack ausgewählt wurden. Dadurch entfallen die Kosten für das Fotografieren, Messen und das Beschreiben jedes einzelnen Kleidungsstücks. Sie halten die Preise niedriger als andere Secondhand Shops.


Beispiel: SAVE THE EARTH BUNDLE FOR 35$



Seit wann gibt es Goodfair?


Das Unternehmen ist 2011 gegründet worden. Es hat angeblich 14 Angestellte und 16 Investoren.


Liefert Goodfair nach Deutschland?


Nein, derzeit noch nicht. Und ich bezweifle, dass ein solches Konzept in Europa Erfolg hätte. Das Einzige was ich gefunden habe, was in die Richtung geht, ist die Nachhaligkeitsbox von Secondlife Fashion. Die habe ich für euch getestet und bald könnt ihr hier den Bericht lesen.


Weitere Konzepte, die Secondhand in Paketen in den USA verkaufen?


Da habe ich noch Bulkvintage aus den USA gefunden. Die haben ein ähnliches Geschäftsmodel, senden aber auch nicht nach Deutschland.


Kritik und Fragen am Konzept


Nachdem ich ein paar Videos angesehen habe, hat sich meine Vermutung bestätigt: Nicht alles, was in so einer Box ist, findet man gut, aber es sind gute Sachen dabei. Trotzdem finde ich das Konzept eher befremdlich.


Weder good noch fair.

1. Man verkauft Dinge an jemanden ohne zu wissen, ob sie dem Kunden gefallen. Letzterer sucht sich das aus, was ihm gefällt, den Rest spendet er oder verkauft es auf anderen Kanälen. Das steigert in keiner Weise die Wertschätzung für einzelne Textilien!


2. Die Kleidung wird zudem nach 'oversea' gebracht, dort in Billiglohnländern sortiert und mit Textilien aus anderen Ländern, nach Vorgaben von Goodfair, wieder zurück in die USA gebracht.

Dieses Modell und die logistischen Prozesse dahinter schonen die Umwelt nicht. Sich aber als 'sustainable' zu branden und auch noch 'Goodfair' (also GUT und FAIR) zu nennen, ist fast schon unverschämt.


Nochmal in kurz:

  • Schritt 1: Man spendet Kleidung, die man nicht trägt

  • Schritt 2: Diese wird in ein Billiglohnland gebracht und sortiert

  • Schritt 3: Die Kleidung, die zu Goodfair passt, wird in die USA geschickt

  • Schritt 4: Die Kleidung wird im Bundle an Kunden verkauft

  • Schritt 5: Nur wenige Teile davon gefallen dem Kunden und werden getragen

  • Schritt 6: Was nicht gefällt, spendet man

==> und alles geht von vorne los!


Was denkt ihr? Dann doch lieber einen gut kuratierten Laden mit schönen Einzelteilen auf Kommissionsbasis in der Nachbarschaft, oder? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommentare.


Für alle, die es interessiert, wie so eine Box dann wirklich aussieht, hier ein "Unboxing"-Video einer Goodfair-Bestellung von einem amerikanischen Teen.







Quellen:



2 Comments


Unknown member
Nov 23, 2020

Das ist das mit Abstand unstimmigste Secondhand-Konzept, von dem ich je gehört habe. Danke fürs Rauspicken, Doris. Ich stimme dir in deinen Kritikpunkten komplett zu. Wer noch zweifelt, sollte wirklich das "Unboxing" Video am Ende des Artikels anschauen. Unglaublich schlechter Konsumentenerfahrung...!

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Doris Schoger
Doris Schoger
Mar 03, 2021
Replying to

Hey, sitze gerade an einem zweiten Artikel dazu. Die Box, bzw. das Konzept ist nun auch in Deutschland angekommen!

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