Einige von euch haben vielleicht mitbekommen, dass ich gerade umziehe. Deswegen bin ich immer auf der Suche nach dem ein oder anderen Möbelstück. Irgendwann kam ich zu dem Punkt: Secondhand Sofa. Wenn ich an gebrauchte Sofas denke, sehe ich in meinem Inneren Auge oft den Sperrmüll an der Ecke. Flecken, Risse und womöglich noch Flöhe. Ich fand gebrauchte Stoff-Möbel immer ein bisschen eklig. Während meines Studiums lebte ich in zwei WG's, die jeweils gebrauchte Sofas hatten. In beiden Fällen waren die Sofas älter als der längste WG-Bewohner dort gewohnt hat, weswegen keiner genau wusste, wie alt sie schon waren. Ich habe es stets vermieden mich darauf zu setzten, geschweige denn meinen Kopf erschöpft an der Lehne auszuruhen. Ich zuckte auch jedes mal, wenn einer meiner Freunde vorschlug, in den Sofaclub, eine Bar in Hamburg, die nur aus alten upgef***ten Couchen besteht, zu gehen. Ja, ich ekelte mich einfach davor. Heute ist mein Ekel vor gebrauchten Sofas nicht mehr ganz so schlimm, aber noch da. Vielleicht geht es euch genauso. Auf meiner Suche nach einem neuen Sofa habe ich dann Revive Interior gefunden. Die Firma arbeiten gebrauchte, aktuelle Designer-Möbel händisch wieder auf. Mir gefiel das Konzept, aber ich wollte mehr wissen.
Also bat ich um ein Interview. Die liebe Celia, die bei Revive im Marketing und E-Commerce arbeitet, nahm sich Zeit für mich und meine Fragen.
Wie kam es zu der Gründung von Revive Interior ?
Jonas und Paul, die beiden Gründer, kennen sich noch aus der Schulzeit. Jonas hatte nach gebrauchten Dingen gesucht, erst für sich selbst, dann um sie weiterzuverkaufen. Dabei ist er auf Sofas gestoßen, vor allem das, was ihm auch persönlich gefiel. Aus 20 -30 Sofas in einer kleinen Garage wurden dann schnell viel mehr. Im Lager müssten sich gerade über 700 Möbelstücke befinden. Insgesamt hat Revive aber schon über 10.000 Möbelstücken ein neues Leben geschenkt.
Am Anfang war es auch nicht Teil des Konzeptes, die wieder aufzubereiten, es wurde nur gekauft, was in gutem Zustand war. Beim Verkauf hat man aber zunehmend auf höhere Standards gesetzt und dann kam durch einen Polsterer die Expertise dazu. Seitdem wird alles aufgearbeitet, was als Mangel angesehen werden könnte. Heute haben wir eine Aufarbeitungsabteilung, die bei jedem Stück sehen, was gemacht werden kann oder muss.
Euer Fokus liegt jetzt aber auf Designer-Möbeln, oder?
Ja, absolut, aber der Begriff ist etwas tricky. Was ist denn ein Designer Möbelstück? Es geht in erster Linie darum, dass das Möbel von einer Marke, also von einem namenhaften Hersteller ist und die Herstellung und der Kontext gesetzt werden kann: von wem wurde es designt, wann wurde es produziert, was war der Originalpreis. Da geht es zwar in erster Linie um Design (Neu)-Preis, Materialien und Verarbeitung, aber auch um die Transparenz für den Kunden, damit er die Angaben, die wir machen, auch nachvollziehen kann.
Also Ikea Möbel finde ich bei euch nicht?
Ja, genau. Wir haben ein festes Sortiment von Marken, die wir immer dahaben. Aber da kann auch mal etwas Neues dazukommen, was nicht dauerhaft ins Sortiment aufgenommen wird, nur weil wir gewisse Teile schön finden. Das ist dann Sache des Einkaufs und der Sortimentsplanung. Es gibt gewisse Design Klassiker, wie z.B. aus dem Haus de Sede oder Cassina.
Woher Bekommt ihr eure Ware?
Wir haben zwei Einkäuferinnen bei uns im Team, die sich um nichts anderes als um die Beschaffung von Artikel kümmern. Es gibt mehrere Wege, an Möbel zu kommen. Zum einen kaufen wir Möbel direkt von Kunden an, das funktioniert über ein Ankaufsformular. Darüber kann man uns Bilder und Informationen senden und wenn wir Interesse haben, schlagen wir einen Preis vor. Ansonsten schauen die beiden Einkäuferinnen auf den verschiedenen Plattformen, wie Ebay und Ebay-Kleinanzeigen, tatsächlich die Angebote durch. Da suchen sie dann gezielt, was in unserem Sortiment fehlt, aber auch nach Dingen mit Mängel, die vielleicht für private Käufer uninteressant sind, wir aber gut aufarbeiten können. Auch machen wir hin und wieder Büroauflösungen oder Auflösungen von exklusiven Einrichtungen wie z.B. die Swiss Air Lounge im Zürcher Flughafen. Und wir haben Kooperationen mit Händlern wie BoConcept, wenn man dort z.B. etwas Neues kauft, dann weisen die darauf hin, dass wir von Revive die ausgedienten Sachen abkaufen können.
Was beabsichtigt ihr mit Revive?
Wir wollen, dass sich jeder schöne Möbel leisten kann. Das ist uns neben dem Aspekt, dass es einfach nachhaltig ist, Produkte weiter zu verwenden, wichtig. Gleichzeitig möchten wir unsere Mission "Durch Wiederverwendung zu einer nachhaltigeren Welt beitragen" nach vorne bringen und die Menschen für Achtsamkeit und Nachhaltigkeit sensibilisieren.
Welche Kunden erreicht ihr mit Revive?
Wir haben Kunden, denen der Spareffekt wichtig ist und die trotzdem ein qualitativ hochwertiges Möbel haben wollen. Genauso haben wir aber auch Kunden, die gezielt nachhaltig kaufen wollen. Manche Kunden suchen etwas Besonderes, das gerade nicht im Sortiment bei den Marken und Händlern ist, die werden dann bei uns fündig. Gerade im Online Bereich. Diese Kunden kann man dann begeistern, nachhaltig zu kaufen, dann verlieren sie auch eher die scheu, gebraucht zu kaufen.
War Nachhaltigkeit von Anfang an Teil von Revive?
Am Anfang war vor allem der Gedanke, Möbeln die niemand mehr willl, also auch solchen die zu verschenken waren, ein zweites Leben zu schenken. Nicht aber unbedingt unter dem vollen Aspekt der Nachhaltigkeit von ReUse, so wie das heute besprochen wird. Heute positionieren wir uns damit sehr stark, vor allem wenn es um Leder geht. Für uns muss keine Kuh mehr sterben. Auch wenn wir Ledersofas aufarbeiten, verzichten wir auf neues Leder. Wenn das bestehende Leder nicht gerettet werden kann, nehmen wir andere Materialien und zeichnen in der Produktbeschreibung aus, dass es von der Originalherstellung abweicht. Wir markieren grundsätzlich, was an den Produkten gemacht wurde. Allerdings ist mit Leder neu zu beziehen ist bei uns ein No-Go.
Was macht ihr mit Sachen, die sich bei euch lange nicht verkaufen?
Wie andere Händler versuchen wir es auch erst mit einer Reduzierung, oder bessern die Teile nochmal nach. Wenn sie aber keiner kaufen will, spenden wir sie und geben es an karitative Organisationen ab, wie die Diakonie in Köln, die verteilt die Möbel. Auf den Sperrmüll kommen sie nicht.
Ihr verkauft ja auch in die USA. Sind die Kunden da anders?
Nein, die Kunden bzw. Kundenwünsche unterscheiden sich hier nicht wirklich. Es sind sind ähnliche Bewegründe.
Wie groß ist Revive mittlerweile?
Derzeit sind wir inklusive Fahrer, Aufbereiter, Einkauf, Verkauf, Marketing, Design und Kundenservice um die 30 Leute. Wir haben alle Funktionen, die wir benötigen In-House und lagern nahezu gar nichts aus. Pro Woche bekommen wir ca. 60 neue Artikel dazu und haben einen Jahresumsatz von ca. 3.3 Mio Euro.
Wir haben derzeit 2 Showrooms (Köln-Lövenich und Stuttgart-Sindelfingen) einen Onlineshop und ein Lager am Showroom in Lövenich, den man besichtigen kann. Dort stehen im Schnitt ca. 600 Möbel. Dort kann man auch mal Probesitzen. Darüber hinaus bieten wir unsere Möbel auch auf diversen Online-Plattformen an - ebay ist immer noch ein großer Bestandteil.
Wo geht es für Revive in der Zukunft hin?
Wir planen uns unserer Vision 'Nachhaltigkeit durch ReUse' 2021 noch mehr zu verschreiben und werden uns in ein neues Feld wagen. Leider darf ich zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht sagen, was das ist.
Weiterhin habe ich recherchiert, dass Revive das Berliner Start-Up Soulfurniture 2017 übernahm und damit auch gleich deren Kontakte zu Premium Markenhäusern wie Stilwerk und BoConcept in Berlin.
Revive hat auch schon persönlich Möbel an Casey Neistat and GaryVee ausgeliefert.
Da die beiden Gründer Digital-Natives sind, dokumentieren sie nicht nur alles, sondern haben ihren eigenen Firmen-Vlog-Channel und sind wahre Content-Creators. Die Folge über die Auslieferung an die beiden Influencer wollte ich euch nicht vorenthalten und habe sie hier mal eingebaut.
Und was macht Revive Interior noch, außer aufgearbeitete Designer Möbel zu verkaufen und weltberühmten Entrepreneur Influencern aufzulauern?
Sie kaufen Möbel an, sie vermieten Möbel, sie machen komplette Konzepte für die Raumgestaltung mit ihren Möbeln und bieten auch einen Aufbereitungs-Service für die eigenen Möbel von Kunden an. Das finde ich alles ganz schön gut und ganz schön rund!
Hier noch ein kleines Video, indem die Jungs von Revive selbst erzählen, wie alles begonnen hat.
Und wie weit die beiden gekommen sind, erkennt man vielleicht an ihren Werbungen. Denn während ihre letzte Werbung so aussah, sah ihre erste Werbung so aus. Steile Lernkurve würde ich mal sagen! Ich bin ziemlich begeistert von dem, was sie geschaffen haben. Und eins ist sicher, wenn Revive einen Sofaclub aufmacht, würde ich mich ganz ohne mich zu ekeln auf jede Couch setzen.
Danke Celia, für den tollen ein Blick in euer Unternehmen.
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