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Doris Schoger

Der ideelle Wert: wieso wir beim Verkauf von Dingen, die uns etwas bedeuten, Preise zu hoch setzen

Aktualisiert: 6. Aug. 2021


Der ideelle Wert ist der emotionale, nicht rational messbare Wert, der einen Gegenstand aufgrund eines persönlichen Bezuges von einem Individuum zugeschrieben wird.


Was ist der ideeller Wert?


Im Gegensatz zu materiellem und rationalem Wert, ist der ideelle Wert ein subjektiver Wert, der nur auf der Wertvorstellung eines Einzelnen Bezug nimmt. Dieser Wert entsteht aufgrund einer emotionalen Bindung zu dem Gegenstand, den meist der einzelne hat. Diese Bindung lässt diesen Menschen eine weitaus höheren Wert einem Objekt zu schreiben, als dieses auf dem freien Markt wert wäre. Oder leichter gesagt:


‘Der emotionale, nicht messbare, Wert eines Gegenstand, der ein Einzelner aufgrund seiner persönlichen Beziehung diesem zuschreibt’.

Was bedeutet der ideelle Wert für den Sekundärmarkt?


Wir kennen es fast alle, oder? Man stellt etwas auf einen Marktplatz ein und kommt zu dem Feld, in das man den Preis eintragen muss. Und uns schießen tausend Gedanken in den Kopf rationale Gründe zu finden, dass dieser weit oben angesetzt wird. Die Schuhe sind aus Leder, das Fahrrad wurde nur zwei Monate verwendet, die Couch ist von einer Designermarke. Aber oft ist der wahre Grund den Preis höher anzusetzen ein anderer: wir möchten diesen Gegenstand eigentlich gar nicht verkaufen, weil wir an ihm hängen. Nur haben wir gar keinen Platz und keine Verwendung dafür. Der hoch aufgerufene Preis soll uns nur den Trennungsschmerz des Weggebens etwas mildern und sich ein bisschen wie ein Erfolg anfühlen. Dies passiert, wenn der Gegenstand einen ideellen Wert für uns hat. Und das hindert uns allzu oft, unsere ungebrauchten Dinge auf dem Sekundärmarkt erfolgreich zu verkaufen. Vieles, das wir in unserem Leben besitzen, hat einen ideellen Wert für uns und wenn es allein die Vorstellung von etwas war, das eintreffen sollte, was uns schmerzt loszulassen.

‘Fakt ist, wir haben eine emotionale Beziehungen zu manchen Dingen, die es uns fast unmöglich machen, rationale Preise für diese Dinge festzusetzen.’

Hier ein paar Beispiele:


  • Ein Ring aus dem Kaugummi-Automat hat einen Materialwert, welcher gegen Null geht. Dieser wurde aber an einem romantischen Abend aus einem Automaten gezogen und führte zum Heiratsantrag. Für das Paar hat der Ring einen Wert, der sich nicht in einer rationalen Zahl abbilden lässt. Würde man das Paar fragen, für was sie den Ring verkaufen würden, wäre es nicht verwunderlich, wenn sie mehrere hundert Euro aufrufen, die niemand am Markt natürlich (außer sie selbst) zahlen würden.

  • Eine Leinenhose, die eine Frau von ihrer Mutter bekommen hat, die sie trug als sie schwanger war, ist kaputt und könnte zum Recycling gebraucht werden, da die Reparatur mehr kosten würde, als die Hose neu kosten würde. Trotzdem wird sie repariert, da sie einen ideellen Wert hat, der höher ist als jede vergleichbare andere Leinenhose neu kosten würde.

  • Ein Wanderrucksack, der nie verwendet wurde, der die Hoffnung, doch noch einmal eine Weltreise zu machen, bedeutet, obwohl es die familiären Verpflichtungen nicht zulassen. oder jemand besitzt eine Babydecke aus Wolle, deren rationaler Wert 35 Euro ist, aber der Verkauf der Decke kann für diese Person, auch das Loslassen des Kinderwunsches bedeuten. Diese Tatsache macht den Verkauf der Decke sehr schwer. Deswegen können selbst neue Gegenstände einen ideellen Wert erhalten, durch die Wünsche und Erwartungen die diese symbolisieren.


Der Traum vom Packpacking Quelle: Pexels


Wie gehen wir konkret mit der Tatsache, dass es einen ideellen Wert gibt auf dem Sekundärmarkt, um?


Man sollte wirklich überlegen, ob man etwas verkaufen will. Am besten stellt man sich vor, wie es ist, wenn die Sache weg wäre: tut es einem Leid, oder ist man vielleicht sogar danach erleichtert? Man sollte nichts verkaufen an dem man zu sehr hängt, denn nach dem Verkauf sollte es einem ja nicht schlecht gehen. Dann lieber zu Hause doch etwas Platz schaffen und warten bis es einem leichter fällt.


Wenn es dann Zeit ist und man sich entschieden etwas zu verkaufen, trotz all seiner Bedeutung für einen, kann man immer noch, so absurd es klingt, ein Foto davon machen. Nicht nur für den Verkauf, sondern auch für einen selbst, als Erinnerung. Auch das ruft später fast die gleichen Emotionen hoch wie der Gegenstand selbst.


Der nächste Schritt wäre einen Preis zu finden, der realistisch dafür bezahlt wird. Dies führt auch dazu, dass lange Diskussionen mit potentiellen Käufern über den Wert und die Bedeutung dieses Artikels vermieden werden. Vielen Käufern ist im Normalfall eher egal, ob du diese Schuhe zu deiner Hochzeit an hattest, für sie ist es kein Grund mehr zu zahlen. Manch Käufer wollen jedoch auch gerne Geschichten hören, vor allem wenn sie gut erzählt werden und Emotionen auslösen. Auf Flohmärkten und auf Marktplätzen, wo man an Privatpersonen verkauft, tritt häufig die ‘Contagios Heuristic’ (Blogpost folgt Bald) ein. Diese wirkt preisverzerrend: Bei guten Geschichten nach oben, bei negativen Geschichten nach unten. Aber spätestens wenn man an ein ReCommerce-Unternehmen verkauft, interessiert die Geschichte hinter dem Produkt nicht mehr.


Ich werde in den nächsten Wochen mal selbst mit diesem Effekt ein bisschen experimentieren.



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