Depop ist irgendwie wie Etsy, Instagram und Ebay Kleinanzeigen - aber doch anders. Die junge Recommerce-Plattform für “pre-loved” Kleidung, Schuhe, Designerware und Handgefertigtes ist vor allem unter Teenagern in den USA und Großbritannien weit verbreitet, gerade, weil sie mehr ist als nur ein normaler langweiliger Marktplatz für Secondhand-Kleidung.
Gibt es Depop bald in Deutsch?
Und obwohl ich Depop super interessant fand, habe ich es euch bisher noch nicht vorgestellt, da die Plattform in Deutschland noch nicht sehr bekannt ist und nicht in deutscher Sprache funktioniert. NOCH NICHT. Ich habe nämlich jeden Grund zur Annahme, dass sich das ändert. Sie suchen einen Berater für den deutschen Markt. Deswegen möchte ich euch heute Depop vorstellten, denn auf 'rebound stuff' bekommt ihr immer die neuesten Infos über die Secondhand Branche.
Wann wurde Depop gegründet?
Die App wurde 2011 von Simon Beckermann gelauncht. Beckermann hatte zuvor mit seinem Bruder Daniel das unabhängige PIG-Magazin über Fashion, Design, Musik und Lifestyle gegründet. Die Idee war, eine digitale Nachbildung des Magazins zu erstellen, auf dem all die heißen und aufstrebenden Marken und Styles, die auf kaum einer Website zu finden waren, vorgestellt werden.
Nachdem er erkannte, dass Depop eine Verkaufsfunktion benötigte, wurde die App als Globaler E-Commerce-Marktplatz konzipiert und als soziale Netzwerkplattform neu aufgestellt.
Die App wurde 2012 zum ersten Mal auf dem italienischen Markt getestet, die finalisierte Version schließlich 2013 in Großbritannien eingeführt.
Wie ist Depop aufgebaut?
Nach der Anmeldung wird man zunächst dazu aufgefordert, Körpermaße, Stilpräferenzen und Wunschmarken anzugeben. Schon hier kann man erkennen, dass Depop hauptsächlich von trendbewussten jungen Menschen genutzt wird: Anstelle von “klassisch” oder “sportlich” wird man hier mit Begriffen wie “Y2K” oder “Streetwear” konfrontiert. Anschließend kann das Stöbern in dem Instagram-ähnlichen, gekachelten Feed beginnen. Auf den Bilder präsentieren Menschen aus aller Welt ihre Artikel - gebrauchte Kleidung, Designermode, selbst entworfene Teile, Schmuck, Accessoires, Dekoration. Was gefällt kann geliked, geteilt, kommentiert oder gekauft werden. Eigene Follower sehen wiederum, was einem selbst gefällt. Die App selbst bezeichnet sich als globaler Verbindungskanal, nicht nur im M-Commerce, sondern auch in Kultur-, Design- und Kreativgemeinschaften auf der ganzen Welt. Also Social-Commerce. (Definition von Wikipedia: Unter Social Commerce (Empfehlungshandel, oder auch Social Shopping) wird eine konkrete Ausprägung des elektronischen Handels (bzw. Electronic Commerce) verstanden, bei der die aktive Beteiligung der Kunden und die persönliche Beziehung sowie die Kommunikation der Kunden untereinander im Vordergrund stehen.)
Wie funktioniert das Verkaufen?
Ähnlich wie bei Instagram wird dazu geraten, Profilbild bzw. Logo, eine Beschreibung und Interessen anzugeben. Das Einstellen eines Artikel verläuft ähnlich einfach wie bei anderen Verkaufsportalen: Der Verkäufer muss Bilder hochladen und die entsprechende Kategorie, Größe, Farbe und eine Beschreibung festlegen. Die Versandkosten können im Preis enthalten sein oder zusätzlich angerechnet werden. Die Shop-Richtlinien, also beispielsweise der Umgang mit Rückerstattungen oder Bundle-Rabatten müssen die Verkäufer selber bestimmen. Nach dem Bestellen bzw. Versenden des Artikel erhält der Käufer jeweils eine Bestätigung.
Aktuell kann nur mit Paypal bezahlt werden, wobei 10% des Verkaufspreises als Kommission an Depop und zusätzliche 2,5% für deren gewerbliche Nutzung an Paypal gehen.
Wer nutzt vor allem Depop?
Die App wird vorwiegend von Teenagern und jungen Erwachsenen genutzt, aktuell vor allem in Großbritannien und den USA. Maria Raga, der CEO von Depop, wünscht sich, dass die Plattform eine neue Generation von jugendlichen Unternehmern schafft. Und tatsächlich - die Vizepräsidentin Rachel Swidenbank erklärte Businessinsider, dass 90% der damals über 10 Millionen Nutzer unter 26 Jahren alt seien. Die Generation Z sei nicht nur kostenbewusster als andere Generationen in diesem Alter, sondern auch nachhaltiger und unternehmerisch denkender. Das mache Depop zu einer so beliebten Anlaufstelle.
Maria Raga - CEO von Depop / Bildquelle: Evening Standard
Was unterscheidet Depop von Kleiderkreisel und Co.?
Die meisten Flohmarkt-Apps haben wohl die Hauptaufgabe, ausrangierte Kleidung oder andere Artikel, die beim meist wiederholten Ausmisten des Kleiderschranks entdeckt werden, möglichst schnell und einfach los zu werden. Depop hat sich von einer eben solchen Plattform mit einer älteren Gruppe von Usern bis Mitte Dreißig zu einem Marktplatz mit Designerware, Vintagestücken und handgemachten Einzelteilen entwickelt, die vor allem von der nach Individualität strebenden jüngeren Generation gerne genutzt wird.
Darüber hinaus passt die App auch in die aktuelle Modeentwicklung, die eine nachhaltige Garderobe mit neu definierten Gefühlen der Verantwortung vorgibt. Es überrascht nicht, dass sich unter den Nutzern auch Prominente wie das Model Chiara Ferragni, die zudem auch Anteile des Unternehmens besitzt, Schauspielerin Maisie Williams, oder Sängerin Lily Allen befinden.
Die Plattform hat außerdem schon viele Trends und Mode-Startups hervorgebracht: Neue Styles wie zuletzt die monochromatischen Outfits, Barrettes oder Stapel voll Haarspangen sind oft schon Monate bevor dem Viralgang auf Instagram auf Depop erkennbar.
Und das lohnt sich - Top-Seller wie Isabella McFadden aka “Internet Girl” oder Oliver Purnell “Oliver´s Archive” machen laut Depop jährlich einen Umsatz von bis zu 300.000 US-Dollar.
Kurzgesagt hat Depop also mehr Ähnlichkeiten mit einem sozialen Netzwerk, als mit einer klassischen Recommerce-App, und bietet ähnliche Aufstiegschancen.
“Bei Depop dreht sich alles um das Kundenerlebnis und hat mehr mit Lebensstil zu tun als mit einer bloßen Anwendung. Sie sprechen nicht über Click to Shop oder Surfen. Sie sprechen über sich selbst, über ihre Gemeinschaft.”, so CTO Remo Gettini.
Wie groß ist Depop heute?
Mittlerweile ist Depop in über 147 Ländern verfügbar und verzeichnet etwa 20 Millionen Nutzer. Die 200+ Angestellten arbeiten in den Headquarters in London oder in einem der Büros in Manchester, New York, Los Angeles und Sydney.
In 3 Finanzierungsrunden konnte Depop bisher 105,6 Mio US-Dollar sammeln. Die letzte von General Atlantic geführte Finanzierungsrunde im Juni 2016 brachte 62 Mio US-Dollar ein. Weitere Investoren waren unter anderem auch der Investment-Arm des deutschen Verlagshauses Holtzbrinck und Sebastian Siemiatkowski, Gründer und CEO der schwedischen Zahlungsfirma Klarna.
Die Investitionen sollen vor allem in die technologische Entwicklung und die Expansion des US-Markts gesteckt werden, der mit aktuell etwa 5 Millionen Usern und voraussichtlich 15 Millionen in den nächsten 3 Jahren der größte Markt werden soll, trotz der erst kürzlich hinzugefügten Kauf-Funktionen von Instagram und Pinterest. Der enorme Wachstum des Wiederverkaufs-Marktes hat Depop zu einem Umsatzwachstum von nahezu 100% im Vergleich zum Vorjahr in den letzten Jahren und einem Bruttowarenwert von mehr als 500 Millionen US-Dollar seit der Einführung gebracht. Mit 10% Kommission sollte das zu Gesamteinnahmen von 50 Millionen Dollar für den Zeitraum führen (Zahlen von Juni 2019)
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