In den letzten Wochen bin ich in Gesprächen und Interviews immer wieder über dieses Wort gestolpert: ReCycling. Besonders in der Textilindustrie, scheint es die neue Wunderwaffe gegen die Müllberge des immer noch angefeuerten Konsums zu sein. Seit 1990 sprechen wir aber statt vom bloßen ReCycling auch immer öfter vom Down- und Up-Cycling. Jeder kennt ihre Bedeutung, aber desto häufiger ich sie in den letzten Wochen verwendet habe, um so unsicherer wurde ich, wo genau jetzt die Grenzen sind. Als ich mir die Definitionen ansah, entdeckte ich ein zusätzliches Cycling-Wort, welches ich vorher noch nie gehört hatte: PreCycling.
Definition ReCycling?
Beim ReCycling werden Abfallstoffe zu neuen Materialien und Gegenstände umgewandelt. Die Recyclingfähigkeit eines Materials hängt von seiner Fähigkeit ab, die Eigenschaften, die es in seinem ursprünglichen Zustand hatte, wiederzuerlangen.
Es ist eine Methode, mit der neuer Rohstoffe gespart und negative Umwelteinflüsse gemindert werden können. Dabei spricht man immer von der Zerlegung des Materials in seine absolute Formbarkeit.
Beispiel:
Plastikflaschen zu Outdoorjacken. Die Plastikflaschen werden geschreddert und zu neuen Plastik-Granulat geschmolzen, aus dem dann ein recycelter Polyester-Garn entsteht.
ReCycling sollte immer die erste Wahl sein, wenn es möglich ist, Material in gleicher Qualität aus dem 'Abfall’ herzustellen. Das dies nicht möglich ist, können es derzeit neben technischen Gründe, auch strukturelle Gründe sein. Zum Beispiel ist es möglich aus Polyester-Bekleidung gleichwertige Polyesterkleidung zu machen, nur ist der Recyclingprozess noch sehr hochpreisig (also unwirtschaftlich gegenüber neuen Ressourcen) und kann noch nicht die Mengen liefern, die die Industrie für neue Produkte benötigt (zu wenig Fabriken, die das können).
Definition UpCycling
UpCycling ist die kreative Wiederverwendung. Es beschreibt den Prozess, der Umwandlung von Nebenprodukten, Abfallstoffen, nutzlosen, verwendeten oder unerwünschten Produkten und Materialien in neue Materialien oder Produkte von besserer Qualität und Umweltwert beschreibt.
UpCycling ist weitgehend im Bastel- und DIY-Segment verankert. Beim UpCyling geht es nicht um die elementare Zerlegung des Mülls in seine Ursprungsform, um ihn wieder formbar zu machen. Es geht dabei eher um die Umgestaltung aus etwas Kaputtem oder Ungebrauchtem, zu etwas Brauchbarem durch kreative Ideen zu gestalten.
Beispiel:
Ein Freund hat mit seiner Familie aus 3 alten Wagenrädern eine Lampe gemacht. Dies ist nur eine von unzähligen Beispielen die man findet, wenn man bei Google nach UpCycling-Inspirationen sucht. UpCycling gibt es aber nicht nur als DIY-Idee, sondern auch ganze Firmen verwenden ungebrauchte Materialien als Rohstoffe für ihre Produkte. So ist die Marke FREITAG damit groß geworden, unkaputtbare Taschen aus alten Lasterplanen zu machen.
Langsam entwickeln ich auch ganze Shops & Marktplätze die nur UpCycling Produkte anbieten werden, wie Habitus. Habitus Marktplatz
Ausschlaggebend beim UpCycling ist, die zu verwendeten Materialien werden fast immer in ihrem Zustand belassen und nicht wie beim ReCycling und DownCycling in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt.
Definition DownCycling?
DownCycling ist das ReCycling von Abfällen, bei denen das recycelte Material von geringerer Qualität und Funktionalität ist als das ursprüngliche Material. Dies ist häufig auf die Ansammlung von Fremdelementen in Sekundärmetallen zurückzuführen, wodurch letztere von hochwertigen Anwendungen ausgeschlossen werden können.
Beispiel:
Putzlappen aus Altkleidern. Die zerschredderten Kleidungsfasern eignen sich nicht mehr zur Herstellung von Kleidung, da die Faserlänge zu gering und die Reinheit des Materials nicht genügt. Somit werden Putzlappen hergestellt, für die die Faserreinheit und Länge ausreichen.
DownCycling sollte nur gemacht werden, wenn es nicht möglich ist, Material in gleicher Qualität (ReCycling) aus dem Abfall herzustellen. Dies können derzeit technische Gründe sein, aber auch strukturelle. Zum Beispiel ist es möglich aus Polyesterkleidung gleichwertige Polyesterkleidung zu machen, nur ist der Recyclingprozess noch sehr teuer (also unwirtschaftlich gegenüber neuen Ressourcen) und noch nicht in hohem Maß machbar (zu wenig Fabriken, die das können). Dabei wird fast immer das Material so bearbeitet, dass es, wenn auch von minderer Qualität, zumindest wieder formbar für Neues ist.
Alle drei Konzepte beschreiben die Verwertung von Müll, Nebenstoffen und unerwünschten Materialien. Erst wenn keins der drei Konzepte umgesetzt werden kann, geht es für den Müll in die Entsorgung.
Wieso fehlt mir das Wort ‘Cycling’?
Was mir in der Liste aber irgendwie fehlt ist das pure Cycling. Dieses Wort gibt es so aber auch gar nicht. Aber was ich damit meine ist, einfach der ‘re-use’ zu deutsch, die Wiederverwendung. Auch wenn Up-, Down- und ReCycling nachhaltiger sind als die Entsorgung und Vernichtung von Materialien, hat REUSING immer noch einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Also Cycling = Secondhand. Oder vielleicht sogar Cycling = Refurbisching? ( hier der Artikel zu Refurbishing)
Beispiel:
Alle Gegenstände, die ungebraucht aber funktionstüchtig sind oder an jemanden weitergeben/ weiterverkauft werden der sie braucht, damit diejenigen keine neuen Gegenstände kaufen müssen. Immer mehr kommerzielle Unternehmen stützen ihr Geschäft auf diese immer größer werdende Industrie. Dabei sind vor allem zwei Arten von Firmenkonzepte zu unterscheiden. ReCommerce und Marktplätze. Beide helfen privaten Personen die Dinge haben, die sie nicht brauchen, an Menschen zu verkaufen, die sie brauchen, oder zumindest wollen.
Vielleicht erleben wir in den nächsten Jahren die Verwendung des Wortes Cycling ja doch, außerhalb des Radsports. Wenn eine Sache in Umlauf gehalten wird in ihrer eigentlichen Funktion, ohne sie davor in ihre Substanz zu zerlegen und neu zu bauen, dann ist das doch eigentlich am ressourcenschonensten, oder etwa nicht? Nein nicht ganz, da gibt es nämlich noch PreCycling.
Was ist PreCycling?
PreCycling beschreibt die Praxis, den Erwerb unnötiger Gegenstände zu vermeiden, die sonst gegebenenfalls recycelt werden müssten. Und damit meint PreCycling mehr als eine einfache Konsumvermeidung, sondern einen echten Wandel im täglichen Verhalten.
Beispiel: Im Kleinen heißt das, den Herd gleich nach dem Kochen mit Wasser zu reinigen, um später keine Scheuerschwämme mit aggressiven Putzmittel zu verwenden, die dann entsorgt werden müssen.
Was im Kleinen funktioniert zeigt in großen Entschlüssen seine Wirkung. Das Gesetz zum Verbot von kostenlosen Plastiktüten in Supermärkten ist ein Beispiel eines PreCycling-Gesetzes und fördert die PreCycling-Bewegung; Müll und überflüssigen Konsum am besten gleich zu vermeiden.
Wenn etwas gar nicht hergestellt wird, hat es dabei wohl wirklich den geringsten Fussabdruck.
Quellen:
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